Hier zollen wir zuerst einmal allen Alpaka-Besitzern, die es alle Jahre kaum aushalten wenn die Geburten-Saison beginnt, unseren Respekt. Jeden Tag die Tiere mehrmals kontrollieren, die Zitzen anschauen und immer wieder verzweifelt sein, weil nichts passiert obwohl alle Anzeichen da sind....schön geht es nicht nur uns so :-)
Die Trächtigkeit
Alles beginnt mit der Auswahl des Zuchthengstes. Da sollte man nicht einfach darauf achten, wo es die günstigste Decktaxe gibt, sondern wo der Hengst die Stute ergänzen kann.
Der Deckakt findet im Liegen statt.
Die Trächtigkeitsdauer beträgt zwischen 330 und 380 Tage, ein Züchter muss lange warten, bis die Stute das Cria ausgetragen hat. Das "Zeitfenster" ist also relativ gross und deshalb ist es umso wichtiger, dass man das genaue Deckdatum kennt, damit man die Geburt mitverfolgen kann.
Manchmal ist es aber auch nicht einfach zu erkennen, ob ein Tier trächtig ist oder nicht.
Wir machen den Spucktest, d.h. wir bringen die Stute zum Hengst. Spuckt sie diesen weg, ist sie mit grosser Wahrscheinlichkeit trächtig, legt sie sich wieder hin und bietet sich an, kann man davon ausgehen, dass sie nicht aufgenommen hat. Aber dafür gibt es keine Garantie.
Einmal hatten wir auch den Progesterontest (Bluttest) gemacht. Bei einer Stute war der Wert 0.1, eindeutig nicht trächtig, und bei zwei Stuten war er 1.9. Das hat genau nichts ausgesagt, weil es beides bedeuten konnte.
Der sicherste Test ist die Ultraschalluntersuchung. Hier ist es aber wichtig, dass es ein Tierarzt macht, der mit Alpakas Erfahrung hat, ein Cria kann sich nämlich auch gut verstecken.
Manchmal hat man aber auch das Glück und kann Bewegungen erkennen...hier z.B. sieht man gut, wie das Kleine im Bauch die Nase an die Bauchwand drückt (oben Mitte).
Es gibt auch Tiere, welche einen sehr eindeutigen Bauch haben. Bei anderen hingegen sieht man äusserlich nicht viel. Diese beiden Stuten sind hochträchtig.
Manchmal sieht man auch schon Wochen vor der Geburt, wie sich unter dem Schwanzansatz Beulen bewegen. Oft bleibt einem da das Herz stehen und denkt, dass es jetzt los geht...aber eigentlich sind das genau die Zeichen die zeigen, dass die Geburt nicht in den nächsten Minuten statt findet.
Die Geburt markiert das Ende der Trächtigkeit und den Beginn der selbständigen Existent des Crias.
Es geht los - die Anzeichen
Zuerst muss erwähnt werden, dass es sehr wichtig ist, seine Stute genau zu kennen. Es gibt zwar einige Anzeichen, dass die Geburt beginnt, aber die sind nicht bei jeder Stute gleich ausgeprägt.
Ca. 6 Wochen vor der Geburt beginnt das Euter langsam anzuwachsen. Die Euter sehen aber ganz unterschiedlich aus. Bei den einen sind sie riesig, bei anderen etwas kleiner und bei wenigen wächst das Euter erst mit der Geburt. Milch schiesst in die Zitzen, dass sogenannte Kolostrum, und an den Spitzen bilden sich Wachstropfen. In der Regel erfolgt die Geburt in den nächsten 6-48 Stunden, aber auch da hatten wir eine Stute, die die Wachstropfen bereits eine Woche vor Geburt hatte.
Hier Bilder von unterschiedlichen Euter kurz vor der Geburt
Weitere Anzeichen, dass eine Geburt kurz bevor steht sind das häufige Aufsuchen des Kotplatzes und eine gesteigerte Unruhe bei der Stute.
Die Geburt
Eine Stute meistert die Geburt in der meisten Fällen problemlos selber.
Aber da Alpakas einen schnellen Geburtsablauf haben und das Cria durch den Geburtskanal muss, ist bei Komplikationen sehr schnelle Hilfe oft überlebensnotwendig für Cria und Stute. Deshalb sollte die Geburt im Idealfall überwacht werden.
Die Geburt erfolgt in der Regel zwischen 11 und 14 Uhr an einem sonnigen Tag.
Alpakas können ihre Crias nicht wie andere Säugetiere trocken lecken, aber in ihrer ursprünglichen Umgebung (Anden) ist um die Mittagszeit der höchste Sonnenstand sowie ein starker Wind, welche das Trocknen der Crias bis am Abend gewährleistet. Diesen Instinkt haben die Tiere meist noch.
Bei uns haben sich bis jetzt alle an die Zeit gehalten, aber mit dem Wetter hat es nicht immer gepasst. So kamen auch schon Crias an kalten Regentage zu Welt.
Alpakas gebären meist im Stehen so dass bei der Geburt die Nabelschnur reisst.
Innert 70 Minuten sollte auch die Nachgeburt abgegeben worden sind. Sollte diese nach 4 Stunden immer noch nicht da sein, ist es wichtig den Tierarzt zu rufen, der mittels einer Spritze die Wehe noch einmal auslöst.
Nach der Geburt
Das Cria muss schnell aufstehen und bei der Mutter das Kolostrum trinken. Das Kolostrum (Biestmilch) ist für das Fohlen absolut überlebesnwichtig, weil es durch die darin enthaltenen Abwehrkräfte das Neugeborene stärkt und immunisiert.
Von unserer Seite wird das Cria getrocknet (mit Tuch oder z.T. sogar mit dem Fön), der Nabel desinfiziert und an kalten Tagen schützen wir es mittels eines Mantels vor Kälte und Nässe.
Weiter wiegen wir das Kleine und geben ihm Selen.
Zuletzt überwachen wir noch, dass das Cria Kot absetzen kann.
Worte sind immer schön, aber hier nun die Geburt von AOP Paradise in Bildern.
Nun ist der Augenblick da, wo die Besitzer entspannen können und glücklich sind über das, was die Natur wieder hervorgebracht hat...und es ist auch der Zeitpunkt, wo das Warten auf das nächste Cria wieder beginnt und viel Nerven braucht.
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Rüedu (Donnerstag, 27 Juni 2019 15:38)
Tolle und interessante Erzählung einer Geburt, ja da sieht man als Laie wiedereinmal, dass das Gebären halt doch eine grosse Sache ist und vom Züchter viel abverlangt. Danke für den sehr eindrücklichen Bericht liebe Gaby.
Gerne werden Moni und ich am 11. August 19 in den Graben ins Paradies reisen und mit den anderen Paten/Patinnen "gschbröchle" und ich natürlich meinem "Patenkind" Leno die Aufwartung machen! Der Pulli ist fertig geworden, aber bei dieser Hitze wäre er zu warm.
Liebe Grüsse Rüedu
AOP (Mittwoch, 03 Juli 2019 11:26)
Lieber Rüedu
Schön kommt ihr am Patentag...aber wir sind schon enttäuscht, dass du deinen Leno-Pulli, der Moni so schön gestrickt hat, nicht anziehen willst :-)
susann und zero (Freitag, 05 Juli 2019 12:15)
vielen dank für deine erzählung zur Geburt eines crias, es ist sehr spannend zu lesen. ich bin sehr gespannt auf Sugars erstes cria und es tut mir leid, dass ich am patentag-treffen nicht teilnehmen kann aber manchmal hat anderes halt mehr Priorität.
Elisabeth Stempfhuber (Freitag, 06 Oktober 2023 17:25)
Ist es möglich dass eine Alpakastute zwei Monate nach der Geburt doch noch Milch gibt. Hab das Kia bis jetzt mit der Flasche aufgezogen. Beobachte aber seit zwei Tagen dass das Kleine immer wieder ans Euter geht und saugt.
AOP (Freitag, 06 Oktober 2023 17:31)
Ja das ist möglich.
Vor allem wenn das Cria wieder saugt.
Wir hatten auch schon 3 Monate abgesetzt und kaum waren sie wieder zusammen, hat das Cria gesaugt und es kam Milch.